Nanolike: Silo-Digitalisierung leicht gemacht
Die Digitalisierung von Silofüllständen war bislang extrem kostspielig. Zum einen müssen die Kunden in aufwendig zu installierende Wiegezellen oder sonstige mit Netzspannung zu versorgende, teure Messtechnik investieren. Zum anderen musste dann auch noch für einen Internetanschluss gesorgt werden, was in ländlichen Regionen selbst über Mobilfunk (4G/5G) noch immer nicht überall möglich ist und über Festnetz viel zu viel Verkabelungsaufwand bedeuten würde – falls überhaupt möglich. Also blieb man bislang bei den in der Landschaft verteilten Silos an Zucht- und Mastställen in der Regel dabei, mit dem Hammer den Füllstand zu erklopfen. Wer es ganz genau wissen wollte, der kletterte hinauf, um hineinzuschauen. Seit Kurzem gibt es jedoch eine viel effizientere Möglichkeit, die keinen vor Ort Besuch erfordert: Ein batteriebetriebener, im Vergleich zu anderen Technologien deutlich kostengünstigerer Sensor von Nanolike. Er sendet die Füllstände in Echtzeit über das neue öffentlich fast überall verfügbare Sigfox 0G-Netz an die Cloud und von da aus auf das Handy, um die Silos von überall aus managen zu können. Die Firma Rothkötter hat dieses neue Managementsystem an Futtermittel-Silos für Mastelterntiere getestet und für gut befunden.
Rothkötter ist mit seinen drei Mischfutterwerken und jährlichen Produktion von einer Million Tonnen Allein- und Ergänzungsfutter für Schweine, Mastgeflügel und Elterntiere nicht nur einer der größten deutschen Kraftfutterhersteller. Das Unternehmen mit Sitz im niedersächsischen Meppen und etwa 4.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gehört auch zu den umsatzstärksten Geflügelproduzenten, mit einer entsprechend hohen Anzahl an Silos. Diese sind größtenteils schon digitalisiert, größtenteils über eine Durchflussmessung am Auslauf. Sie kommt überall dort zum Einsatz, wo Rothkötter die Abgabemengen präzise steuern will. Nicht an jedem Silo ist dies aber „aufs Korn“ genau erforderlich. Deshalb hatte Rotkötter beispielsweise die Tagessilos für die Mastelterntiere noch nicht digitalisiert, weil das zu teuer erschien. Mit der Verfügbarkeit der neuen Nanolike-Sensoren konnte das aber nun geändert werden.
Verfügbare Futtemengen genau kennen
Die Tagessilos, in denen das Futter für die Elterntiere pro Stallung zugeteilt wird, werden je nach Bedarf, täglich mit 1,5 bis zwei Tonnen Futter gefüllt. Die Versorgung erfolgt über einem Hauptsilo, das den Bedarf des Betriebs für rund eine Woche fasst und das vor den rund vier bis sechs Tagessilos steht. Die Umfüllung der Tagesmenge erfolgt zwar mechanisch immer gleich und entsprechend kontrolliert. „Die Zuteilung auf die jeweiligen Tagessilos mittels Schneckenförderern kann aber schon mal unterschiedlich ausfallen“, bemerkt der bei Rothkötter für das Management der Mastelterntierhaltung verantwortliche Hergen Janzen, „Schließlich können Futterbrücken, -klumpen oder -trichter entstehen, die die genaue Zuteilung erschweren.“ Bei Sonnenschein kann man zwar ganz gut erkennen, ob die einzelnen Silos gleich voll sind oder nicht. „Bei trübem Wetter mussten wir aber mit einem Hammer am Silo klopfen, um festzustellen, wie viel Futter tatsächlich angekommen ist.“ Diese Messmethode ist selbstverständlich nicht besonders genau. Auch bei den Hauptsilos aus Metall mit einem Fassungsvermögen von 28 Tonnen wurde immer geklopft, um den Pegelstand zu ermitteln und je nach Füllstand eine Nachbestellung auszulösen.
„Die an den Stallungen verfügbare Futtermenge genau zu kennen ist enorm wichtig“, weiß Janzen. Dies aus mehreren Gründen. Entwickeln die Tiere beispielsweise Fresslust, muss man das schnell bemerken und früher nachbestellen als üblich. Futter aufgrund von Unachtsamkeit erst dann zu bestellen, wenn augenscheinlich keines mehr vorhanden ist, ist nicht zu empfehlen, denn das bedeutet Stress für Mensch und Tier und kostet vielfach auch mehr, da Express- und Wochenendzuschläge fällig werden. „Auch wer sein eigenes Getreide dazu mischt, muss die Füllmengen bestimmen können. „Gerade wenn mehrere Mitarbeiter in Wechselschichten für eine Stallung verantwortlich sind oder zwischen Standorten wechseln, entstehen häufig Fehler. Der eine bestellt zu früh, der andere zu spät und wieder ein anderer verlässt sich auf die Arbeitskollegen,“ so Janzen.
Einfache und günstige Alternative: Füllstand auf dem Handy
Immer mehr Betriebe haben daher in den letzten Jahren Wiegesysteme nachgerüstet, was zwar kostenintensiv ist, aber Fehler vermeidet. „Wiegezellen nachträglich an die Silos anzubringen kostet zwischen drei- und viertausend Euro“, bestätigt Janzen. „Es gibt zwar noch andere Messmethoden, diese sind allerdings ebenfalls recht teuer oder aber für den Einsatz in Futtermittelsilos zu ungenau.“
Bei der Suche nach einer einfachen und günstigen Alternative wurde Janzen bei seinem Silolieferanten Herbert Lamping fündig, der ihm das neue Messsystem von Nanolike jüngst vorstellte. Herbert Lamping ist ein alter Hase im Geschäft. Seit 42 Jahren vertreibt er von Visbek im Oldenburger Münsterland aus verschiedenste Silotypen – von groß bis klein, für unterschiedliche Anwendungen. Herbert Lamping kennt die Landwirte, er kennt die Tiere und er kennt die Probleme: „Ein großes Problem der Landwirte ist, dass sie nicht wissen, wie viel Futter in den Silos ist“, erklärt er. „Da ist auf einmal das Silo leer. Da müssen sie freitags Nachmittag noch mal schnell Futter bestellen, um übers Wochenende zu kommen. Häufig fehlt den Landwirten ein ausreichender Überblick. Mit der Lösung von Nanolike kann das nicht mehr passieren.“
Seit 2020 ist die neue Digitalisierungslösung für Silofüllstände des im Jahr 2012 in Toulouse gegründeten französischen High-Tech Unternehmens nun in Deutschland verfügbar. Basis der Technik ist ein robuster Sensor mit Dehnungsmessstreifen. Anhand einer winzigen Längenänderung an einem Silofuß ermittelt der Sensor den Silofüllstand. Die Messwerte überträgt das System mit der nahezu überall verfügbaren und zuverlässigen Funktechnologie des 0G-Netzes. Dafür braucht er weder WLAN noch Mobilfunk oder eine DSL-Anbindung ins Internet. Dadurch müssen keine störanfälligen Kabel zur Datenübermittlung und Stromversorgung dieser vergleichsweise stromhungrigen Technologien aufwendig verlegt werden. Eine Software wertet die Sensordaten aus und schickt das Ergebnis in Echtzeit auf den PC oder auf das Smartphone des Landwirts. Neben dem aktuellen Silofüllstand erhält der Landwirt auf Wunsch auch zusätzlich einen Alarm bei Unterschreitung einer definierten Füllmenge, damit er immer rechtzeitig Futter nachbestellen kann.
Die Installation der Nanolike-Technik dauert je Silo in der Regel nicht länger als 20 Minuten. Der Monteur bohrt drei Löcher in den Träger beziehungsweise in den Silofuß und installiert den Sensor, die dazugehörige Elektronik sowie Funksender und Batterie. Der neue Sensor zur Füllstand-Digitalisierung benötigt dabei keine aktive Kalibrierung. Der Anwender kennzeichnet bei der Erstbefüllung in der Software lediglich den maximalen Füllstand und damit auch das Maximalgewicht. Das System ist danach selbstkalibrierend und übermittelt die Füllstände zuverlässig. Es filtert sogar unerwünschte Umwelteinflüsse wie Erschütterungen durch LKW aus. Das Füllstandmesssystem von Nanolike lässt sich bei neuen ebenso leicht wie bei bestehenden Silos installieren, so wie es bei Rothkötter erfolgte.
Erfolgreiche Testphase bei Rothkötter
„Die Testphase läuft bei uns seit Dezember 2020“, sagt Hergen Janzen zufrieden. „Die Digitalisierung der Silo-Füllstände erleichtert und reduziert den Arbeitsaufwand enorm und es entstehen weniger Fehler. Ich schaue auf mein Handy und habe alle Daten auf einen Blick parat und kann auf Basis der Futterverbrauchsprognose pünktlich nachordern. Das integrierte Alarmsystem hilft, eventuelle Engpässe rechtzeitig zu erkennen.“ Bei Rothkötter konnte die neue Technik überzeugen: „Wir haben die Messergebnisse des Nanolike-Sensors mit denen einer teuren Waage verglichen“, erzählt Janzen. „Wir waren überrascht, wie genau die Werte übereinstimmten.“ Nanolike selbst garantiert eine Genauigkeit, die maximal zehnprozentige Abweichungen zulässt, was für das Futtermittelmanagement absolut hinreichend ist. Im konkreten Fall waren die Messwerte deutlich genauer.
Die Gesamtkosten für den Füllstandmesser von Nanolike sind für eine Dauer von fünf Jahren mit rund 30 Euro pro Monat zu veranschlagen.
Mit Nanolike kann auch der Futtermittellieferant dafür sorgen, dass Landwirten niemals das Futter ausgeht. Diesen Service kann er sich im Zweifel auch bezahlen lassen, denn er nimmt seinem Kunden diese Arbeit ja ab. Die Verknüpfung von Anwender und Lieferant kann sogar handfeste Vorteile für den Futtermittellieferanten bringen, wie Janzen bestätigt: „Wir fahren mit acht Tonnen Futter zum Kunden, der kann aber nur vier Tonnen abnehmen, weil das Silo noch nicht hinreichend leer ist. Unser LKW fährt mit vier Tonnen wieder zurück. Das ist zu teuer und wird in Zukunft noch teurer. Mit Nanolike können wir durch stets bedarfsgerechte Liefermengen also bares Geld sparen.“ Der Einsatz von Nanolike-Technologie ist damit auch gut für die Umwelt.
Mittlerweile sind schon über 1.000 Silos mit der innovativen Technologie digitalisiert und reduzieren den CO2-Ausstoß entsprechend. Die Anschaffung des Managementsystem sieht Janzen aber in der Verantwortung des Landwirts, denn dieser will in der Regel ja auch mal hier und mal dort bestellen. Ein Investment in die Füllstandsmessung bei Kunden würde sich deshalb für den Futtermittellieferanten nur dann lohnen, wenn der Kunde sich dadurch auch langfristiger an den Lieferanten bindet.