Kuhn präsentiert mit Aura seinen autonomen selbstfahrenden Futtermischwagen auf der EuroTier
Autonom vom Silo bis zum Futtertisch – mit diesem Versprechen wirbt der Hersteller Kuhn für Aura, das nach eigenen Angaben innovativste Fütterungssystem für Milchvieh- und Mastbetriebe. Erstmals wurde der Wagen im September 2021 auf der Space-Messe in Frankreich vorgestellt. Für diesen Markt war das System bisher auch nur erhältlich. Auf der EuroTier in Hannover wurde Aura nun erstmals wieder vorgestellt, es soll ab 2026 international verfügbar sein. Mit der Maschinen können Betriebe das Laden, Wiegen, Mischen, Füttern, Nachschieben der Ration und die Dokumentation der durchgeführten Aufgaben autonom erledigen.
Aura verfügt über eine vielseitige Ladefräse, mit der alle Silagearten, aber auch Raufutter wie Heu, Stroh und langfaserige Ballensilage aufgenommen werden kann. Sie beschickt den Mischbehälter über einen Bandbeförderer. Die weiteren Komponenten wie Kraftfutter oder Mineralstoffen werden mit Förderschnecken an den verschiedenen Stellen des Betriebs geladen. Die Kommunikation erfolgt über ein Wlan-Modul.
Mit einer Benutzersoftware kann der Herdenmanager alle Aufträge mit der Menge einzelner Komponenten anlegen. Hier werden auch die Zuteilungsstellen und die Anzahl der Fütterungen hinterlegt. Die Wiegeeinrichtung sorgt dabei für Präzision. Das zeigen die Ergebnisse aus dem bisherigen Maschinenpark: Die für den gesamten heute im Einsatz befindlichen Maschinenpark ermittelte mittlere Abweichung, das heißt der Unterschied zwischen programmierter und geladener Menge, ist kleiner als 1,3 Prozent.
Erfahrungen in Frankreich gesammelt
Der Mischbehälter ist drei Kubikmeter groß und hat zwei vertikale Schnecken. So kann Aura täglich bis zu 280 Milchkühe und die dazugehörigen Jungtiere versorgen. In Frankreich konnte man bisher einiges an Erfahrungen sammeln, heißt es von Kuhn. Der Maschinenpark hat bis heute 40.000 Betriebsstunden abgeleistet und insgesamt über 37.000 Tonnen Mischrationen zugeteilt. Die erste Maschinen hat heute bereits knapp 13.000 Betriebsstunden auf der Uhr und ist täglich 15 Stunden im Betrieb. Das gebe dem Entwicklungsteam die Rückmeldung, dass die Maschinen richtig ausgelegt wurde und mit zuverlässigen Komponenten ausgerüstet ist.
Derzeit kommt der Futtermischwagen hauptsächlich in Milchviehbetrieben zum Einsatz. Aber auch in Rinder-Mastbetriebe fährt der Wagen. Die tägliche Einsatzzeit hängt von der Betriebsgröße, der Anzahl programmierter Verteilstellen und der Strecke von den Silos zu den Futtertischen ab. Sie kann je nach Art des Betriebes zwischen drei und 15 Stunden variieren.
Die Futterverteilung erfolgt nach dem Prinzip der „linearen Futtervorlage“. Aura kennt permanent seine Position an der zu befüllenden Futterkrippe, sowie die verbleibende und die bereits verteilte Menge der Ration. Fahrgeschwindigkeit, Schieberöffnung und Drehzahl der Mischschnecken werden automatisch angepasst. Über die gesamte Länge des zu fütternden Bereichs wird ein gleichmäßiger Futterschwad abgelegt.
Die mit der Fütterung verbundenen Tätigkeiten – wöchentliche Reinigung der Silo-Umgebung, Abdecken der Silos etc. – werden dank des integrierten Lademoduls auf ein striktes Minimum beschränkt. Diese Zeit wird auf weniger als eine halbe Minute pro Milchkuh und Woche geschätzt, was bei einem Betrieb mit 150 Milchkühen wöchentlich weniger als eineinhalb Stunden entspricht.
Frischfutter mit positiven Auswirkungen
Aura kann täglich mehrfach Futter vorlegen. Mit der Software können mehrere Aufträge angelegt werden und so können Rationen jeweils frisch gemischt und verteilt werden. „Die Vorlage frischer Mischrationen fördert die Futteraufnahme durch die Tiere und sorgt für eine entspannte Atmosphäre im Stall“, heißt es in der Pressemitteilung des Herstellers.
Weitere Rückmeldungen aus dem Maschinenpark: Bereits wenige Tage nach der Inbetriebnahme ihrer Maschine berichten Herdenmanager über die innerhalb der Herde eingetretene Ruhe und entspannte Atmosphäre im Stall. Die Mehrfachzuteilung reduziert die Futterselektion, was auch rangniederen Tieren Zugang zu einer hochwertigen Mischration sichert. Auch suchen die Tiere den Melkroboter häufiger auf, wodurch sich die Milchproduktion verbessern kann, teilt Kuhn mit.
„Nach Vorlage einer Frischration wird weniger Futter verweigert und das mehrmals täglich erfolgende Nachschieben des verbliebenen Futters kann dazu beitragen die benötigte Futterfläche zu reduzieren. Bei heißen Witterungsbedingungen wird der Appetit der Tiere durch Vorlage einer frischen Ration aufrechterhalten. Somit vermindert sich die Nahrungsaufnahme der Herde nicht, was verbesserte Milch- und Mastleistungen zur Folge hat“, berichtet der Hersteller aus den Erfahrungen in Frankreich.
Sicherheit und Navigation
Die Integration des selbstfahrenden Futtermischwagen sei demnach einfach. Außerhalb der Ställe läuft die Steuerung über GPS RKT gekoppelt mit einer Wegmessung. Innerhalb der Ställe wird die Lidar-Technologie angewandt. Bei Verlust des GPS-Signals kann Aura mithilfe des Wegmesssystems seinen Standort und die noch zu fahrende Strecke genau bestimmen. Die Maschine bewegt sich auf virtuellen Bahnen, die in der Kuhn-Farm-Track-Schnittstelle erstellt wurden. So kann der Landwirt die Geschwindigkeit der Maschinen den verschiedenen Fahrstrecken anpassen. Außerdem können gewissen Strecken, auch wegen anderweitiger Tätigkeiten, wie zum Beispiel beim Silieren, sperren. Aura hat eine Steigfähigkeit von 20 Prozent.
Der Futterwagen arbeitet völlig autonom und hält dabei laut Kuhn auch die geltenden Normen ein. Die Sicherheitsausrüstung besteht aus Radar-, Laser- und Ultraschallsensoren sowie Sicherheitsschaltleisten rund um die Maschine, was eine gefahrlose Arbeit in seiner Umgebung möglich macht. Vor der Installation müssen einige Schritte beachtet werden. So werden die beispielsweise die Sicherheits-Voruntersuchung und die Sicherheitsprüfung nötig, die dem Betriebsleiter eine Verwendung von Aura in seiner Betriebsumgebung gewährleistet, die alle geltenden Normen erfüllt.
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