DLG-Unternehmertage  |  Input zum Management von Bürokratie gab es auf den DLG-Unternehmertagen in Oldenburg. - Copyright: DLG

DLG-Unternehmertage wollen dem Büro „den Schrecken nehmen“

Wenn Laien an den Beruf des Landwirtes oder der Landwirtin denken, dann haben sie Personen vor dem geistigen Auge, die auf dem Feld auf großen Landmaschinen unterwegs sind oder sich um die Tiere im Stall kümmern. Dass die Realität in Deutschland oft eine ganz andere ist, wurde auf den DLG-Unternehmertagen deutlich.

Der Verband hatte unter dem Motto „Bürokratie managen – Freiraum schaffen“ nach Oldenburg in die Weser-Ems-Hallen eingeladen. Es sei das traditionelle Treffen der Branche nach der Ernte, begrüßte Präsident Hubertus Paetow die rund 450 Gäste im voll besetzten Saal. Und auch wenn die Ernte aufgrund der Unwägbarkeiten des Wetters auch in diesem Jahr enttäuscht habe, so wolle er Mut machen. „Wir wollen nicht in das Wehklagen einstimmen“, sagte der Präsident. Vielmehr sei es häufig so, dass große Fortschritte die Folge einer Krise gewesen wären.

Es sei eben auch Aufgabe der DLG als Interessensverband, die „Stimmungslücke“ zu schließen. Denn die Landwirtschaft sei eine erfolgreiche Branche. Der Brutto-Wert der Branche sei in den vergangenen fünf Jahren gestiegen, trotzdem werde nicht investiert und es fehle an qualifizierten Mitarbeitenden. „Ich wünsche mir bei uns Landwirten einen selbstbewussteren, mutigen Blick nach vorne.“ 

Ziele statt den Weg vorgeben

Gleichzeitig appellierte er an die Politik, einen neuen Ansatz für die Regulierung zu wählen. Der bessere Weg sei es, die Ziele zu definieren. Wie die Landwirtschaft diese Vorgaben erreiche, solle sich die Branche praxisbezogen dann selbst überlegen. Er kritisierte zudem, dass die Politik während der Bauernproteste Anfang 2024 versprochen habe, die Bürokratie abzubauen. Der Bürokratieabbau erfordere „ein gutes Zusammenspiel aller Beteiligten – und da gehören wir Landwirte eindeutig dazu“, unterstrich der DLG-Präsident.

DLG-Unternehmertage 2024
Das Leitthema „Bürokratie managen – Freiräume schaffen“ sollte Impulse setzen, um Kontrollwesen und Verwaltungsprozesse so zu gestalten, dass unternehmerische Kreativität für eine erfolgreiche und nachhaltige Landwirtschaft freigesetzt wird. – Copyright: DLG

Ideen, um die durchaus nötige Bürokratie so angenehm wie möglich zu machen, versprach Paetow für die anschließenden Impulsvorträge, die den gesamten Tag über zu unterschiedlichen Themen in den Weser-Ems-Hallen angeboten wurden.

Die in der Eröffnungsrede angesprochene Investitionszurückhaltung erklärte Prof. Dr. Jan-Henning Feil in seiner Keynote mit der Unsicherheit, die durch die Bürokratie entstehe. Er warf als Nebenerwerbslandwirt und Referent der Martin-Luther-Universität in Hallen-Wittenberg einen Blick mit zwei Brillen auf das Thema Bürokratie. Dabei sei die überbordende Bürokratie kein „exklusives“ Problem der Landwirtschaft.

Erneuerungen in der Landwirtschaft bleibt aus

„Wenn die Bürokratie steigt, dann steigt auch die Unsicherheit und Unternehmer halten sich mit Iangfristigen Entscheidungen zurück“, erklärte Feil. So würde die Investitionsneigung sinken und Erneuerungen würden ausbleiben. Es gehe also darum, die Kosten für Bürokratie im Zaum zu halten und in puncto Investitionen mutig zu sein. Als Strategie empfahl er folgende Punkte: 1. Automatisierung und Digitalisierung; 2. Standardisierung; 3. Make or Buy: rigoroses Outsourcing zur Bearbeitung bürokratiebedingter Tätigkeiten; 4. Kooperation: gemeinschaftliche Bewältigung der Aufgaben beispielsweise mit anderen Kollegen.

Feil gab auch den Tipp an die DLG, dass sie als Interessensvertretung das Feedback zur Bürokratie sammeln könne, um mit konkreten Vorschlägen an die Politik herantreten zu können. „Wir als Einzelkämpfer finden sonst wohl kaum Gehör“, so der Nebenerwerbslandwirt.

Anschließend wurde er vom Moderations-Duo Siv Biada und Erik Guttulsröd auf dem Podium begrüßt. Gefragt nach dem Einsatz von Künstlicher Intelligenz sagte der Hochschul-Dozent, dass das Thema schon weit wichtiger wäre, als so mancher wahrhaben wolle. So könnten schon Pflanzenkrankheiten erkannt werden, außerdem unterstütze KI bei der Buchhaltung und könne Daten strukturieren. Gleichwohl sollte man nicht als Versuchskaninchen herhalten und Programme oder Software ausprobieren, die noch gar nicht erprobt ist.

DLG Unternehmertage
Auf den DLG Unternehmertagen konnten rund 450 Gäste begrüßt werden. – Copyright: Mareike Fangmann

Aus der Praxis berichteten im Anschluss drei Landwirte und eine Landwirtin. Lutz Scheibler aus Poppendorf in Mecklenburg-Vorpommern hat über 5000 Hektar Acker und fünf Betriebe. Sein Motto: „keep it simple“. Die Kernkompetenz des Betriebes sei der Ackerbau, man leiste sich deswegen keine Extravaganzen bei der Förderung oder Zertifizierung. Bestimmte „Dienstleistungen“ werden an externe Büros abgegeben, was etwa 20.000 Euro koste. Es sei aber ein gutes Gefühl, sich mit den Themen des Büros nicht mehr vordergründig beschäftigen zu müssen.

Landtechnik-Unternehmen für einheitliches System

Anna Sophie Claus ist vor vier Jahren zurück auf den elterlichen Betrieb in Magdeburg. Alle Unterlagen waren in Aktenschränken, an Homeoffice wäre nicht zu denken gewesen. Doch weil sie mit ihrem ersten Kind schwanger war, hatten sie schon im Hinterkopf die Idee zum mobilen Arbeiten. Zuerst wurde eine Cloud eingerichtet, damit mehrere Mitarbeiter Zugriff auf ein Dokument haben. Dann wurden die Aktenberge mithilfe eines externen Dienstleisters digitalisiert. Der Ackerbau-Betrieb nutzt zum Management seiner Flächen den „Agrar Monitor“. Sie kritisierte in diesem Zusammenhang, dass jeder Landtechnik-Hersteller ein eigenes System auf seinen Maschinen habe. „Es wäre toll, wenn sich die Hersteller zusammensetzen würden und sich eine übergreifende Lösung überlegen könnten“, so Claus.

Noch mehr Informationen zu den DLG-Unternehmertagen lesen Sie in der kommenden Ausgabe der AGRARTECHNIK. Hier geht es zum Probeabo.

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