DLG Feldtage  |  Die DLG-Feldtage sind der Treffpunkt für Pflanzenbauprofis. In diesem Jahr lautet das Motto "Pflanzenbau out of the box".

DLG-Feldtage im Juni: Veranstaltungsauftakt mit Austausch und Podiumsdiskussion

Mit einem sogenannten Presse-Preview-Event haben die Veranstalter der DLG-Feldtage nun einen ersten Aufschlag für die Veranstaltung vom 11. bis 13. Juni auf dem Hof Brockhof in Erwitte bei Lippstadt gemacht. Eingeladen waren Journalistinnen und Journalisten, Influencer und Influencerinnen. Bei einem Rundgang über das Gelände wurde sich ein Überblick über den aktuellen Vegetationsstand auf dem Gelände und den Parzellen verschafft. Außerdem gab es eine Robotervorführung und eine Podiumsdiskussion zum Leitthema „Pflanzenbau out of the Box“.

Herausfordernde Witterung

Dabei erfuhren die rund 30 Teilnehmenden, dass der Saisonverlauf die Veranstalter momentan mit einigen Herausforderungen konfrontiert. „Das Frühjahr war, wie in vielen Regionen, geprägt durch hohe Niederschlagsmengen und damit nur kurzen Zeitfenstern für eine optimale Bestellung und Pflege der circa 3.000 Versuchsparzellen“, sagte der Projektleiter der DLG-Feldtage, Andreas Steul, anlässlich der Presse Preview. „Insgesamt stehen die Kulturen aber gut, und mit einer beginnenden Rapsblüte Anfang April ist die Vegetation drei Wochen vor dem langjährigen Mittel.“ Alles in allem zeigt sich der Feldtage-Projektleiter zufrieden mit den bisherigen Vorbereitungen: „Mit mehr als 340 Ausstellern aus 17 Ländern erfahren wir hohen Zuspruch zu den DLG-Feldtagen: Das verspricht breit gefächerte Einblicke in vielfältige Expertisen.“

Landtechnik im Live-Einsatz
Bei den DLG-Feldtagen werden auch in diesem Jahr wieder zahlreiche Landtechnik-Innovationen im Feldeinsatz zu sehen sein. – Copyright: Swen Pförtner

Er wies bei dem Vor-Event auch auf einige Neuerungen hin. Dazu zählt das neue Standkonzept der DLG Plaza. Hier soll es Informationen zur Arbeit der Ausschüsse der Gesellschaft, zu laufenden Kooperationsprojekte im Pflanzenbau oder auch den Landtechnik-Prüfungen sowie aktuelle Informationen zu alternativen Anbaukulturen oder zu reihenbezogenem Ackerbau auf den Demoparzellen des Fachzentrums Landwirtschaft. Hier soll das Know-How gebündelt werden und ein Treffpunkt zum Netzwerken sein, wünscht sich Steul.

Innovationen im Blick

Neu ist ebenfalls die FarmRobotix als Plattform für das Netzwerken und den Know-How-Transfer zu neuen Technologien wie KI, Robotik oder Automation im Pflanzenbau. „Hier können die Stakeholder aus landwirtschaftlicher Praxis, Wissenschaft, Wirtschaft sowie Institutionen in einen konstruktiven und praxisnahen Austausch zu innovativen Anwendungen und Technologien im Ackerbau treten und drängende Fragen auf dem Weg zur Praxisreife diskutieren“, so Steul weiter. 

Bei der Veranstaltung nun diskutierten zum Thema „Out of the box – Strategien für den Pflanzenbau der Zukunft“ die Agrarexpertin und Influencerin Marie Hoffmann, DLG-Präsident Hubertus Paetow, Prof. Tanja Schäfer von der Fachhochschule Südwestfalen in Soest sowie die landwirtschaftliche Unternehmerin und Vorsitzende des DLG-Fachbeirats Feldtage Dr. Anna Catharina Voges. Es ging um neue Strategie für den Pflanzenbau. Von der Direktsaat über Roboter und Automation bis hin zum integrierten Pflanzenschutz und der regenerativen Landwirtschaft.

Podiumsdiskussion über neue Ansätze im Pflanzenbau

Direktsaat und regenerative Landwirtschaft gehören zu den neuen Konzepten, die Marie Hoffmann auf ihrem Betrieb ausprobiert: „Wir wollen die Bodenfruchtbarkeit und Bodenstruktur in den Vordergrund stellen und die mikrobiologischen Prozesse dahinter verstehen. Hier sind Forschung und Lehre noch am Anfang. Damit wollen wir nicht nur langfristig Erträge steigern, sondern auch Erosionen vermeiden und ganz besonders die Ökosysteme und damit die Artenvielfalt im und auf dem Boden fördern.“

Sprach bei der Presse-Preview auf dem Podium zu „Pflanzenbau out of the box“: Agrar-Expertin, Landwirtin und Influencerin Marie Hoffmann – Copyright: privat

„Pflanzenbau out of the box bedeutet für mich offen zu sein für neue Ideen und niemals in Schubladen zu denken. Nur wer sich in alle Richtungen informiert, kann kreative und innovative Lösungen finden“, unterstrich Prof. Tanja Schäfer. „Fortschritt beginnt mit dem Hinterfragen des Gewohnten. Wer seinen Betrieb weiterentwickeln möchte, der muss auch bereit sein, sich auf neue Konzepte einzulassen und über den eigenen Ackerrand zu blicken.“ Neue Strategien im Pflanzenbau entstünden dann, wenn landwirtschaftliche Unternehmer ideologiefrei und ergebnisorientiert die besten Lösungen für eine ackerbauliche, ökologische oder ökonomische Fragestellung finden würden, hob auch der DLG-Präsident Paetow hervor.

Blick über den Ackerrand

Dabei waren sich die Diskussionsteilnehmerinnen und -teilnehmer generell einig: Landwirtschaftliche Unternehmer können vom Blick über den eigenen Ackerrand nur profitieren. Immer unter der Maßgabe natürlich, dass die Wahl der jeweiligen Strategie abhängig von Standortfaktoren wie der Bodenbeschaffenheit erfolgt – oder, in Bezug auf Vermarktungskonzepte, – das Einzugsgebiet. Betriebe am Rand von urbanen Ballungsräumen hätten beispielsweise vergleichsweise günstige Startbedingungen, um eine Wertschöpfungskette für ihre Erzeugnisse, wie etwa Mehl aus der Region mit Getreide aus eigenem Anbau, aufzubauen. Denn rund um Großstädte konzentriert sich eine kaufkräftige Verbraucherschaft, die entsprechende Erzeugnisse nachfragt und honoriert, oftmals in besonderem Maße.

Dr. Anna Catharina Voges brachte den Aspekt der Vermarktungsstrategien in die Diskussion ein und skizzierte ihr eigenes Verständnis von innovativen Konzepten im Pflanzenbau wie folgt: „Pflanzenbau ‚out of the box‘ bedeutet für mich grundsätzlich das freie Denken über die Möglichkeiten der bestehenden und bewährten Produktionssysteme hinaus. Dies kann die vollständige Kontrolle der Wertschöpfungskette beinhalten durch den gezielten Anbau von Kulturen und Sorten für ein eigens kreiertes, selbst produziertes und eigenständig vermarktetes Endprodukt, aber auch das Erkennen und Nutzen von Synergieeffekten zwischen konventioneller und ökologischer Landwirtschaft oder die wirtschaftliche und synergetische Kombination von Landwirtschaft und Naturschutz.“

An den Veranstaltungstagen vom 11. bis 13. Juni wird es um Austausch, Netzwerken und Wissensaufbau gehen.
Die DLG-Feldtage werden in diesem Jahr auf dem Gut Brockhof in Erwitte bei Lippstadt veranstaltet. – Copyright: Swen Pförtner

Chemischen Pflanzenschutz nicht verteufeln

Dass chemischer Pflanzenschutz und mehr Nachhaltigkeit im Ackerbau nicht im Widerspruch zueinander stehen, machten die Expertinnen und Experten am Beispiel bodenschonender Anbauverfahren wie der Direktsaat deutlich. Schließlich ein Zwischenfazit zu innovativen Technologien: Smart-Farming-Lösungen wie Roboter, KI und Co. haben gegenwärtig unterschiedliches Potenzial für moderne Strategien im Ackerbau: Während die Drohne sich vergleichsweise niedrigschwellig in betriebliche Abläufe, etwa zur Aussaat, eingliedern lassen kann, ist bei Roboter-Technologien häufig noch mehr Forschung und Entwicklung erforderlich.

Dazu DLG-Präsident Paetow: „Mit Blick auf Smart-Farming-Technologien verweise ich auf das Verständnis von ‚out of the box‘ im Bereich der Software: ‚Works out of the box‘ heißt auspacken und loslegen, ohne viel Aufwand für Anpassung und Einrichtung. Übertragen auf digitale Tools in der Landwirtschaft bedeutet dies, dass solche Anwendungen immer dann besonders hohe Akzeptanz und Relevanz für die Praxis erfahren, wenn sie sich möglichst reibungslos in das Betriebsmanagement einfügen lassen.“

Herausforderung Klimawandel

Den Klimawandel als verändernden Faktor im Pflanzenbau brachte Holger Tägder ins Spiel. Es habe sich bereits in den vergangenen 20 Jahren vieles verändert und die Landwirte müssten sich in vielen Arbeitsfeldern neu aufstellen, erklärte er. Er verwaltet das gastgebende Gut Brockhof mit seiner Familie. „Und auch der politische und gesellschaftliche Druck auf die Landwirtschaft wächst. Bereits jetzt betreibe ich auf Gut Brockhof einen nachhaltigen Ackerbau mit einer 5-jährigen Fruchtfolge, um auf diese Herausforderungen entsprechend reagieren zu können.“ Er freute sich sichtlich, dass die DLG seinen Hof als Veranstaltungsort ausgewählt hatte: „Dass die DLG dann Gut Brockhof als Austragungsort angefragt hat, war natürlich eine Ehre für mich“, sagte Tägder.

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