DBV-Konjunkturbarometer: Stimmung der Landwirte im Zwiespalt
Die Stimmungslage unter den deutschen Landwirten hat sich zum Frühjahr hin etwas stabilisiert. Das teilt der Deutsche Bauernverband (DBV) zur Veröffentlichung seiner Ergebnisse des DBV-Konjunkturbarometer Agrar für den März mit. Allerdings, so der DBV weiter, driften die Einschätzung der aktuellen Lage und die Zukunftserwartungen stark auseinander. Ihre aktuelle wirtschaftliche Lage schätzen die Landwirte spürbar besser ein als noch im Dezember. Die Zukunftserwartungen jedoch sinken weiter auf einen neuen Tiefststand.
Der Indexwert des Konjunkturbarometer Agrar fällt mit 10,8 im März gegenüber 8,8 aus der vorangegangenen Befragung von Dezember etwas höher aus. Der Indexwert bildet die Einschätzung der aktuellen wirtschaftlichen Entwicklung und die Erwartungen an die zukünftige wirtschaftliche Entwicklung ab. Die Einschätzung der aktuellen wirtschaftlichen Lage fällt gegenüber der Septembererhebung zwar etwas besser aus, die Hoffnungen auf eine künftig bessere wirtschaftliche Lage sind dagegen weiter gesunken.
Investitionsbereitschaft der Landwirte
Bei der nur leicht verbesserten wirtschaftlichen Stimmungslage steigt die Investitionsbereitschaft der deutschen Landwirte im Jahresvergleich etwas an. Der Anteil der Landwirte, der im nächsten halben Jahr investieren will, liegt bei 35 Prozent (Vorjahr 34 Prozent). Das dabei geplante Investitionsvolumen wird auf 4,9 Milliarden Euro veranschlagt (Vorjahr 4,4 Mrd. Euro). Besonders bei erneuerbaren Energien, aber auch bei Maschinen wird mehr investiert. Investitionen in Wirtschaftsgebäude wie in Ställe bleiben mit 1,6 Milliarden Euro relativ niedrig. 68 Prozent der Investitionen in Wirtschaftsgebäude sind Erhaltungsinvestitionen.
Die betriebliche Liquidität hat sich im Durchschnitt der Betriebe weiter etwas verbessert. Im März 2022 gaben 14 Prozent der Betriebe an, dass ihre Liquiditätslage angespannt oder sehr angespannt ist. Besonders hoch ist der Anteil der Betriebe mit angespannter Liquiditätslage unter den Veredlungsbetrieben (32 Prozent).
Zukunftserwartungen der Landwirte haben sich verschlechtert
Auf der Notenskala von 1 bis 5 wird die aktuelle wirtschaftliche Situation im Durchschnitt der Betriebe mit 3,02 deutlich günstiger beurteilt als die zukünftigen Aussichten mit einem Wert von 3,38. Die aktuelle wirtschaftliche Lage hat sich gegenüber Dezember in allen Betriebsformen verbessert. Anders bei den Zukunftserwartungen: Sie haben sich vor allem in den Veredlungsbetrieben, aber auch in den Futterbaubetrieben verschlechtert.
Gegenüber Dezember nahezu unverändert drücken hohe Düngemittel-, Energie- und Futtermittelpreise auf die wirtschaftliche Stimmungslage. Positiver Einfluss geht dagegen von deutlich höheren Erzeugerpreisen bei Getreide, Milch, Rindern und Schweinen aus.
Die aktuelle Entwicklung der Corona-Pandemie hinterlässt ihre Spuren weiterhin auch in der Landwirtschaft. Im März 2022 fühlen sich 9 Prozent der repräsentativ befragten Landwirte von der Corona-Krise in ihrem Wirken beeinträchtigt (Dezember 2021 13 Prozent) und 13 Prozent wollen ihre geplanten Investitionen deswegen auf unbestimmte Zeit verschieben (Dezember 2021 22 Prozent). Während 12 Prozent der Landwirte angeben, durch die Corona-Pandemie Umsatzverluste erlitten zu haben, gehen 11 Prozent davon aus, zu Corona-bedingten neuen Absatzchancen gekommen zu sein. 18 Prozent der Landwirte teilen die Einschätzung, dass mit der Corona-Situation die Landwirtschaft wieder einen höheren Stellenwert in der Gesellschaft bekommt. In der Dezember-Erhebung 2021 waren es 16 Prozent. 32 Prozent der Landwirte (Dezember 2021 51 Prozent) sind dagegen der Meinung, dass durch das Virus die Sorgen und Nöte der landwirtschaftlichen Betriebe aus dem Blick geraten.
Das Konjunktur- und Investitionsbarometer Agrar wird vierteljährlich im Auftrag des DBV, des VDMA Fachverbandes Landtechnik und der Landwirtschaftlichen Rentenbank in einer repräsentativen Umfrage ermittelt. Zur aktuellen Runde im März 2022 befragte das Marktforschungsinstitut Produkt + Markt dazu 850 Landwirte in ganz Deutschland.