BayWa: „Das Geld fürs Getreidegeschäft 2024 ist in der Kasse“
Der BayWa-Konzern steckt in der Krise. Ein Gutachter soll die angespannte Finanzlage bewerten. Diese Ankündigung hatte und hat Folgen. Vergangene Woche (12.7.) informierte das Unternehmen in einer Ad-hoc-Mitteilung über den Schritt. Als Folge fiel der Aktienkurs der BayWa AG sehr stark. Landwirte fürchten nun um ihre Einkünfte aus dem Getreidehandel.
Einige Getreidebauern, die die BayWa beliefern, sind in Sorge um die Bezahlung ihrer Ernte. Der Landhandelskonzern gibt Entwarnung. Besorgte Anrufe von Getreideanbauern und E-Mails voller Fragen haben die Kollegen in der Redaktion des Bayerischen Landwirtschaftlichen Wochenblatts (erscheint wie AGRARTECHNIK im dlv) erreicht.
Sorge der Landwirte: Kann die Krise sich auf die Bezahlung ihrer Ernte auswirken?
Das Wochenblatt, das wie agrarheute und AGRARTECHNIK im dlv erscheint, hat beim Münchner Handelskonzern nachgefragt und eine schnelle Reaktion erhalten. Die Pressestelle des Münchner Agrarhandelskonzerns entwarnt in einer Stellungnahme. Demnach sei die Bezahlung der laufenden Getreidegeschäfte eingeplant und sichergestellt.
„Das Geld für die aktuellen Getreidelieferungen der Landwirte ist entsprechend den Vorjahren in den Zahlungsausgängen eingeplant“, schreibt Pressesprecher Dr. Frank Herkenhoff in seiner Antwort auf die Anfrage. Das in Auftrag gegebene Sanierungsgutachten diene vielmehr für die laufende Sanierung der BayWa und die künftige Finanzierung.
Gutachten sorgt für Unruhe
Der BayWa-Konzern steckt seit einigen Monaten in der Krise. So musste der Handelskonzern für das Geschäftsjahr 2023 einen Verlust ausweisen. Zudem erhalten die Aktionäre nach einem Beschluss auf der Hauptversammlung für 2023 keine Dividende auf ihre Anteilsscheine. Knapp vier Wochen nach der Hauptversammlung poppte nun die Meldung auf, dass ein Gutachter die angespannte Finanzlage bewerten soll. Diese Ankündigung in einer Ad-hoc-Mitteilung sorgte und sorgt für Unruhe rund um den Handelskonzern.
„Die BayWa AG hat ein Sanierungsgutachten in Auftrag gegeben. Damit reagiert die BayWa auf eine angespannte Finanzierungslage“, heißt es in der Mitteilung knapp. Und weiter: Der Vorstand gehe aufgrund „konstruktiver Gespräche mit Finanzierungspartnern und der eingeleiteten Maßnahmen“ davon aus, dass die Finanzsituation nachhaltig gestärkt werden könne. Damit verfolge man weiterhin den eingeschlagenen Konsolidierungskurs.
Die Börse reagierte auf die Nachricht aus München dennoch beunruhigt. Über das Wochenende verlor die Aktie des unter Milliardenschulden ächzenden Agrarhändlers im vorbörslichen Handel rund 20 Prozent.
Milliardenschulden belasten die Bilanz des Agrarhandelskonzerns
Der neue Vorstandschef Marcus Pöllinger hatte im März erstmals in der Unternehmensgeschichte ein Verlustjahr verkünden müssen. Der Agrarhandelskonzern schloss das Geschäftsjahr 2023 mit einem Verlust nach Zinsen und Steuern in Höhe von 93,4 Mio. Euro ab.
Eine der Hauptursachen sind hohe Finanzierungskosten. Die Bilanz weist für 2023 Gesamtverbindlichkeiten in Höhe von 11,2 Mrd. Euro aus bei einer Bilanzsumme von 12,95 Mrd. Euro. Auf eine Dividende mussten die Aktionäre für 2023 verzichten.
Pöllinger kündigte ein Programm zur Kostensenkung an. Außerdem will sich der Konzern von unrentablen Geschäftsfeldern trennen.
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