Agravis Raiffeisen AG

Agravis plant mit rückläufigem Umsatz nach Rekordjahr 2022

Die Agravis Raiffeisen AG hat im vergangenen Geschäftsjahr ein sprunghaftes Umsatzwachstum um fast 30 Prozent auf 9,4 Mrd. Euro erzielt. Ein Großteil dieser Entwicklung war preisbedingt, wie Finanzvorstand Hermann Hesseler bei der Bilanzpressekonferenz der Genossenschaft bekannt gab.

Der Agravis-Vorstand (v. li.): Hermann Hesseler,  Dr. Dirk Köckler (Vorsitzender), Jan Heinecke und Jörg Sudhoff. (Copyright: Agravis Raiffeisen AG)

Das Ergebnis vor Steuern konnte fast verdoppelt werden von 33,2 Mio. auf 61,5 Mio. Euro. Dies sei aber vielen Sondereffekten geschuldet durch den Krieg in der Ukraine, Inflation und enge Lieferketten, berichtete Vorstandschef Dr. Dirk Köckler.

Geschäftsjahr hat es in sich

Das Geschäftsjahr 2023 ist erst wenige Wochen alt und hat es für die Agravis Raiffeisen AG nach eigenen Angaben schon jetzt in sich. „Die Märkte sind sehr volatil und bei weitem nicht mehr auf dem Niveau von 2022. Egal, ob bei Getreide, Dünger oder Energie, aktuell fallen die Preise in vielen Bereichen. Auch Frachtraum ist aktuell verfügbar. Aber das kann sich durch mögliche weitere Auswirkungen des Ukrainekrieges oder erneute Wetterextreme auch schnell wieder umkehren“, macht Dr. Dirk Köckler, Vorstandsvorsitzender der Agravis Raiffeisen AG, auf der digitalen Bilanz-Pressekonferenz des Unternehmens deutlich. Deshalb rückten Risikomanagement und Kostenoptimierung weiter in den Fokus.

Quelle: Agravis Raiffeisen AG

Solide Weiterentwicklung  

Das abgelaufene Geschäftsjahr bezeichnet der Agravis-Vorstandsvorsitzende als zukunftssichernd. Die Agravis hat 2022 rund 9,4 Mrd. Euro (Vorjahr: 7,3) umgesetzt bei einem mitgewachsenen Ergebnis vor Steuern, das bei 61,5 Mio. Euro (33,2 Mio. Euro) liegt. „Ein Großteil des Mehr-Umsatzes entfällt auf die Preissteigerungen und die schon Ende 2021 hohe Preissituation. Getrieben durch hohe Vorleistungspreise für Energie waren 2022 entsprechend alle Betriebsmittel mit deutlichen Preissteigerungen versehen“, erläutert Agravis-Finanzvorstand Hermann Hesseler und stellt klar: „Wir konnten 2022 ein zukunftssicherndes Ergebnis erzielen. Gleichwohl wissen wir das Ergebnis auch richtig einzuordnen: Wir haben unsere Umsatzrendite auf 0,7 Prozent erhöht, sind also unserem Ziel von einem Prozent Umsatzrendite nähergekommen, aber haben es noch nicht erreicht. Das wiederum in einer Zeit und in einem Wettbewerbsumfeld, das alles andere als normal war und ist. Gleichzeitig konnten wir unser Eigenkapital auf rund 630 Mio. Euro ausbauen. Und: Die Agravis ist hinsichtlich ihrer Finanzstruktur weiterhin breit aufgestellt. Dazu hat auch das Schuldscheindarlehn in Höhe von 94,5 Mio. Euro beigetragen, das wir im Sommer 2022 auflegen konnten“, ordnet Hesseler ein und Dr. Köckler ergänzt: „Umsatz und Ergebnis vor Steuern lassen es zu, Gewinne in Form einer stabilen Dividende an die Aktionär:innen auszuschütten, aber auch zu thesaurieren, um damit das Eigenkapital weiter zu stärken. Generell zeigen die Zahlen die kontinuierlich solide Weiterentwicklung der Agravis in einem immer herausfordernder und volatiler werdenden Marktumfeld – in dem der genossenschaftliche Verbund unter schwierigen Rahmenbedingungen seine Leistungsstärke zeigen konnte.“

Die Agravis Technik-Gruppe hat das Umsatzniveau des Vorjahres nochmals deutlich gesteigert. Von 987 Mio. Euro auf mehr als 1,1 Mrd. Euro (plus 15,2 Prozent). Copyright: AGCO/Fendt

Verhaltene Aussischten auf 2023

Für 2023 geht die Agravis Raiffeisen AG – vor allem im ersten Halbjahr – von in vielen Bereichen fallenden Preisen aus, allerdings auf hohem Niveau. Deshalb habe das Unternehmen, so Dr. Köckler, konservativ geplant. „Wir investieren weiter in unsere Infrastruktur – auch 2023 wieder über 55 Mio. Euro. Das Eigenkapital wollen wir möglichst auf 655 Mio. Euro ausbauen. Bei einem Umsatz von 8,5 Mrd. Euro gehen wir in 2023 von einem Ergebnis vor Steuern von 45,1 Mio. Euro. aus. Die Werte zeigen, dass sich die Märkte auf hohem Niveau ein Stück weit normalisieren könnten.“ Das hänge aber maßgeblich auch vom weiteren Kriegsgeschehen ab sowie den damit verbundenen Begleiterscheinungen wie Inflation, Ausgabenzurückhaltung der privaten Haushalte, Energiepreisdeckel und, und, und. „Deshalb unterstreichen wir sehr deutlich, dass für uns der Frieden in Europa wichtig ist. Wir brauchen Frieden vor allem für die Menschen in der Ukraine und in Russland, aber auch für die Märkte und unsere Wirtschaft hierzulande.“ Der Frieden in Europa sei unweigerlich auch mit der Ernährungssicherheit für die Weltbevölkerung verbunden. Jeder Tag, an dem keine Rohstoffe aus den landwirtschaftlichen Hochburgen in der Ukraine, aber auch Russlands kommen würden, jede Ernte, die wegen der kriegerischen Auseinandersetzung nicht eingefahren werden könne, sorge für wachsenden Hunger auf der Welt. „Somit hat der Krieg nicht nur Auswirkungen auf Europa, sondern zeigt, wie wichtig eine Versorgung mit landwirtschaftlichen Rohstoffen für und in allen Teilen der Welt ist“, so der Agravis-Vorstandsvorsitzende abschließend.

Techniksegment deutlich gesteigert

Die Agravis Technik-Gruppe hat das Umsatzniveau des Vorjahres nochmals deutlich gesteigert. Von 987 Mio. Euro auf mehr als 1,1 Mrd. Euro(plus 15,2 Prozent). Das seien die Gründe:

  • Hohe Investitionsbereitschaft in Neumaschinen
  • Geringes Angebot von Gebrauchtmaschinen im Gesamtmarkt; dadurch Preisanstieg
  • Anhaltend hohe Werkstattauslastung
  • Ersatzteilgeschäft übertraf Vorjahr

In der AGRARTECHNIK Mai-Ausgabe berichten wir ausführlich über die Entwicklungen der Techniksparten innerhalb der landwirtschaftlichen Genossenschaften.

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