Agravis Raiffeisen AG

Agravis mit positivem Ergebnis trotz schwieriger Rahmenbedingungen

Die Agravis Raiffeisen AG ist robust durch das Geschäftsjahr 2020 gekommen. Das Agrarhandels- und Dienstleistungsunternehmen schloss mit einem Umsatz von 6,39 Mrd. Euro (Vorjahr: 6,45 Mrd. Euro) und einem Ergebnis vor Steuern von 30,5 Mio. Euro (Vorjahr: minus 20,5 Mio. Euro) ab.

Am Schiffsanleger neben dem genossenschaftlichen Futtermittelwerk in Münster illustrierten der Agravis-Vorstandsvorsitzende Dr. Dirk Köckler sowie die Vorstandsmitglieder Johannes Schulte-Althoff, Jörg Sudhoff und Hermann Hesseler (v. re.) wesentliche Kennzahlen zum Agravis-Geschäftsjahr 2020. (Copyright: Agravis Raiffeisen AG)

„Nach den Einmal-Belastungen des vergangenen Jahres bestätigen die Zahlen, dass die Agravis ihren Kurs konsequent umsetzt“, bekräftigte deshalb auch Agravis-Finanzvorstand Johannes Schulte-Althoff auf der digitalen Bilanz-Pressekonferenz: „Trotz der erneuten Trockenheit, die regional unterschiedlich ausgeprägt war, der Herausforderungen durch Vogelgrippe, Afrikanische Schweinepest und natürlich der gesamten Corona-Pandemie sowie der gesellschaftlichen und politischen Debatten um die in Anführungsstrichen ‚richtige‘ Landwirtschaft.“

Schulte-Althoff präsentierte auch ein deutliches Plus im Eigenkapital, das durch die Ausgabe von Genussscheinen von 543,5 auf rund 578 Mio. Euro gestiegen ist. „Die Eigenkapitalquote hat sich damit um über zwei Prozentpunkte von 27,4 auf 29,6 Prozent erhöht – wir sind dem langfristigen Ziel von einer Eigenkapitalquote von 30 Prozent sehr nahe gekommen.“ 

Rekordumsatz in der Landtechnik

Im Bereich Technik stieg der Produktumsatz im Vergleich zu 2019 um 12,1 Prozent auf 973 Millionen Euro. Auch unter Corona-Bedingungen konnte die volle Einsatzfähigkeit der eingesetzten Landtechnik bei den Kunden sichergestellt werden. Das Neumaschinengeschäft bei Schleppern zog im zweiten Halbjahr deutlich an. Das Gebrauchtmaschinengeschäft national lief stabil; beim Export nach Osteuropa waren Corona-Auswirkungen spürbar. Das After-Sales-Geschäft schloss deutlich über Vorjahr: Die Werkstätten waren durchgehend geöffnet und gut ausgelastet. Das Ersatzteilgeschäft konnte ebenfalls ein Plus verbuchen. Zusätzlich ging der Onlineshop ATStore24 im April 2020 erfolgreich ans Netz, sieben Millionen Ersatzteile sind von Kunden bestellbar, die über myfarmvis registriert sind. Der Store ist ein Baustein der Omnichannel-Strategie. Die Jahre 2018 und 2019 waren durch die Dürre geprägt, darin sieht Jörg Sudhoff, Vorstandsmitglied der Agravis Raiffeisen AG, einen Teil der Steigerung begründet. Dazu kommen gestiegene Getreidepreise, die Bauernmilliarde und die abgesenkte Mehrwertsteuer in der zweiten Jahreshälfte 2020. So konnte die Agravis ihre Marktposition bei Traktoren, Mähdreschern und Häckslern ausbauen. „Auch das Jahr 2021 läuft vernünftig an“, berichtet Jörg Sudhoff. „Auch unter Berücksichtigung der vorgezogenen Investitionen durch die Mehrwertsteuersenkung hoffen wir 2021 das Niveau des Vorjahres halten zu können.“

Insgesamt zeigt sich auch der Vorstandsvorsitzende Dr. Dirk Köckler zufrieden mit dem Erreichten: „Das Jahr hat gezeigt, dass wir in Lösungen denken und handeln. Und wir wollen im Verbund mit unseren genossenschaftlichen Partnern noch mehr Markt machen. Aber wir straffen auch Strukturen, reduzieren Doppelarbeit und setzen den Weg der Digitalisierung konsequent, aber mit Augenmaß und Praxisbezug, fort. Das sind viele kleine Schritte, die uns erfolgreich machen, viele kleine Mosaiksteine, die am Ende das große Bild ergeben.“ 

Investitionen in Digitalisierung konsequent fortgesetzt

Bei der Agravis müsse gerade die Digitalisierung, so machte es der Vorstandsvorsitzende deutlich, für Landwirtschaft und Genossenschaften künftig eine spürbar nützlichere Rolle einnehmen. „Unser digitales Geschäft wächst mit der Expertise des stationären, des analogen Geschäfts. Wir müssen es schaffen, mehr und mehr Dienstleistungen mit einem klassischen Mehrwert digital anzubieten.“ Dieses spiegelt sich dann auch in den Investitionen des Konzerns wider: Schwerpunkte des Investitionsvolumens 2020 und auch 2021 gehen in Digitalisierungsprojekte. „Wir investieren weniger in Steine und Beton, mehr in Digitalisierung, Prozesse und IT-Anwendungen. Wir sehen uns als Digitalisierungstreiber. Wir haben den Anspruch, die Digitalisierung praxisgerecht und mit dem Blick auf das wirtschaftlich Machbare weiter voranzutreiben. Das machen wir aus der Kenntnis des Geschäfts heraus, aus Kenntnis der Strukturen und mit dem Know-how unserer Mitarbeiter:innen, die immer wieder neue Ideen entwickeln. Deshalb hat für uns die Innovationskraft künftig auch eine wachsende Bedeutung.“

Die Agravis Zentrale in Hannover (Copyright: Agravis Raiffeisen AG)

Zu dieser Weichenstellung, das machte Vorstandschef Dr. Köckler ebenfalls deutlich, gehöre es, „die Strukturen permanent weiterzuentwickeln und dabei mehr Kundennähe aufzubauen. Das tun wir Schritt für Schritt in unserem Konzern, um an Leistungsstärke, aber auch Marktzugang und wirtschaftlicher Stärke zu gewinnen.“ Jüngstes Beispiel dafür sei beispielsweise die seit Jahresbeginn aktive Agravis Ost, in der drei zuvor eigenständige Gesellschaften aufgegangen seien.

Weitere Investitionen geplant

Auf Basis dieser steten Weiterentwicklung sieht der Agravis-Chef das Unternehmen auf einem guten Weg. „Wir gehen auch für 2021 weiter von der Robustheit im Agravis-Geschäft aus. Wir haben das Geschäftsjahr deshalb konservativ realistisch geplant. Beim Umsatz gehen wir in 2021 von 6,2 Mrd. Euro aus und beim Ergebnis vor Steuern streben wir einen ähnlichen Wert wie in 2020 an. Wir haben mit 31,6 Mio. Euro vor Sonderprojekten geplant. Das heißt, wir gehen davon aus, dass sich die Branche auch unter den Herausforderungen des Klimawandels und der Pandemie sowie den politischen Rahmenbedingungen weiter konsolidieren wird. Wir investieren zudem 58,3 Mio. Euro – abermals mit einem Schwerpunkt in unseren digitalen Ausbau.“ 

Der Agravis -Chef setzt sich aber auch für einen sachlichen, fachlichen Dialog mit Gesellschaft und Politik ein und betont, dass „die Landwirtschaft durch die Corona-Pandemie – weil systemrelevant – an Wertschätzung gewann. Ausreichend Warenversorgung, regionale Produkte, Direktvermarktung, heimische Ware standen plötzlich im Rampenlicht, und da viele Verbraucher:innen sich auch selbst wieder ans Säen und Ernten im heimischen Garten wagten, ist das Verständnis für die heimische Landwirtschaft gestiegen. Was nicht geklappt hat, ist Wert und Wertschätzung in Einklang zu bringen. Die Folge: Der Preiskampf im Lebensmitteleinzelhandel führte uns allen vor Augen, welchen Wert Lebensmittel haben bzw. welche Wertschätzung sie nicht haben.

Lösungen wurden in der Borchert-Kommission und in der Zukunftskommission beschrieben. Diesen Handlungsrahmen gilt es in 2021 politisch verlässlich umzusetzen – damit Investitionen der Landwirtschaft auch langfristig gesichert sind und Bilder, in denen Landwirt:innen Zufahrten zu Auslieferungslägern des Lebensmittelhandels dicht machten, um auf angespannte Lage aufmerksam zu machen, nicht mehr erforderlich sind.“
 

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