Getreideernte 2024  |  . Deutschland steht nach Einschätzung des Deutschen Raiffeisenverbands (DRV) vor der schlechtesten Getreideernte seit 2018. Copyright: Mareike Fangmann

Ernteschätzung 2024: DRV kann Versorgungsengpässe beim Getreide nicht ausschließen

Die Getreideernte 2024 könnte nach Einschätzung des Deutschen Raiffeisenverbandes (DRV) eine der schlechtesten der vergangenen Jahre werden. Das geht aus einer aktuellen Pressemitteilung hervor. Demnach war in jüngster Vergangenheit nur die Ernte 2018 noch schlechter.

„Mit 39,1 Millionen Tonnen Getreide wird ein Ergebnis eingefahren, das rund acht Prozent unter der Vorjahresernte liegt. Nur im Dürrejahr 2018 wurde ein schlechteres Resultat erzielt“, betont der DRV-Getreidemarktexperte Guido Seedler. „Unser Verbrauch in Deutschland liegt bei rund 40 Millionen Tonnen Getreide. Daher können Versorgungsengpässe nicht ausgeschlossen werden, insbesondere weil die Qualitäten ebenfalls oftmals enttäuschen,“ macht Seedler deutlich.

Unterschiedliche Gründe angeführt

Zwei Gründe führt der Verband für diese Entwicklung an: weniger Anbaufläche und zeitgleich niedrigere Erträge pro Hektar. „Schuld“ daran könnte das unbeständige Wetter haben, heißt es weiter. Es habe teilweise starke Niederschläge gegeben, außerdem fehlte es an Wärme und Sonnenschein. Dabei bräuchte die Pflanzen Licht und Wärme für die Photosynthese und die Ertragsbildung. Dass die Erträge zurückgehen, führt der DRV auch auf zunehmende Einschränkungen bei der Düngung und dem Pflanzenschutz zurück.

Nicht nur die Getreideernte könnte schlechter als bisher ausfallen. Der DRV hat ebenfalls die Erwartungen an die Rapsernte leicht nach unten korrigiert. Aktuell wird eine Erntemenge von 3,6 Millionen Tonnen erwartet.

Finale DRV-Ernteschätzung 2024
Stellt die finale DRV-Ernteschätzung 2024 vor: Guido Seedler – Copyright: DRV

Die Getreideanbaufläche in Deutschland sei seit Jahren rückläufig: Vor zehn Jahren wurden auf 6,5 Millionen Hektar Getreide erzeugt, aktuell beträgt die Anbaufläche nur noch gut 5,8 Millionen Hektar, erklärt Seedler. Besonders drastisch sank die Anbaufläche von Weizen, der wichtigsten Getreideart in Deutschland. Sie nahm in den vergangenen zehn Jahren um knapp ein Viertel von 3,2 Millionen auf aktuell 2,5 Millionen Hektar ab.

Ursächlich für den Rückgang der Anbaufläche sind insbesondere Bau- und Klimaschutzmaßnahmen sowie der Ausbau erneuerbarer Energien. „Diese Entwicklung muss gestoppt werden. Es braucht ein Umdenken in der Politik“, mahnt der DRV-Experte. Er plädiert dafür, den Flächenverbrauch zu reduzieren und die Produktivität auf den Flächen durch den Einsatz modernster Züchtung sowie digitaler Technik bei der Anwendung von Dünge- und Pflanzenschutzmitteln zu steigern.

Versorgungssicherheit gewährleisten

Seedler sagt: „Der politische Fokus darf nicht länger nur auf der Extensivierung liegen. Die Versorgungssicherheit durch heimische Erzeugung muss wieder mehr an Bedeutung gewinnen.“ Das gelte vor allem deswegen, weil die Weltbevölkerung bis zum Jahr 2050 um bis zu 50 Prozent zunehmen könnte. Technologien und Innovationen sind der Schlüssel zu mehr Produktivität, ist sich der DRV-Getreideexperte sicher.

Dass nicht nur in Deutschland in diesem Jahr weniger geerntet werden konnte, zeigt ein Blick in die Nachbarschaft. Auch in Spanien und Frankreich ist die Ernte laut Seedler enttäuschen ausgefallen. Auch dort hätten das unbeständige Wetter mi extremen Niederschlägen seine Spuren hinterlassen. Von Trockenheit war hingegen die Schwarzmeerregion betroffen. Auch hier rechnen die Experten mit einer niedrigeren Ernte als in den Vorjahren.

„In diesem Jahr dürften sowohl die europäische als auch weltweite Getreideversorgungsbilanz erneut sehr knapp ausfallen. Lediglich die prognostizierte gute Körnermaisernte könnte für Entspannung sorgen“, so Seedler. Dafür wird der Verband voraussichtlich Anfang November eine abschließende Bewertung veröffentlichen.

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