Forstmulcher und -fräsen: Technische Trends
Trends bei Forstmulchern und -fräsen beziehen sich unter anderem auf Materialien, Trägerfahrzeuge und den Spezialisierungsgrad.
Zwar ist die Entwicklung der Mulchtechnologie weitestgehend abgeschlossen, aber dennoch gibt es im Techniksegment Forstmulcher und -fräsen verschiedene Trends. Diese beziehen sich unter anderem auf die Materialien, die Trägerfahrzeuge und den Spezialisierungsgrad. Wie auch bei anderen Themen des Trendberichts Forstmulcher und -fräsen (siehe AGRARTECHNIK 01-2021) sind sich die befragten Unternehmen nicht in allen Punkten einig. Unten finden Sie einige Antworten.
Für verschiedene Trägerfahrzeuge
Laut Stanka Jurečič (Verkaufsleiterin bei der slowenischen Ino Brezice d.o.o.) werde verstärkt in Maschinen-Versionen investiert, die mit ferngesteuerten Fahrzeugen autonom arbeiten können. „Dabei spielen jedoch die Sensoren eine Schlüsselrolle. Da sich auch unser Unternehmen darauf vorbereitet, haben wir Vibrationssensoren zur Anbringung direkt am Maschinengehäuse entwickelt. Die Messwerte werden an die Empfangssteuerung oder andere Aufzeichnungsgeräte – wie Mobiltelefone, Tablets oder dem Traktorterminal – übertragen.“
Andreas Lang (Marketing & Öffentlichkeitsarbeit bei der Maschinenfabrik Bermatingen GmbH & Co. KG) meinte: „Anbauvarianten, die an verschiedene Trägerfahrzeuge angepasst werden können, finden eine steigende Nachfrage. Dieser Trend wird sich fortsetzen. Der Kunde will diesbezüglich wesentlich flexibler werden. Diese Tatsache fließt bei unseren Maschinen-Entwicklungen mit ein.“
Ivan Bianchi (Export Manager bei Berti Macchine Agricole S.p.A) erläuterte, dass die Qualität der Materialien (Stähle) heute einen großen Unterschied mache. Dasselbe gelte für die Zuverlässigkeit aller Komponenten der Übertragungsleitungen, sowohl für die mechanische Antriebslinie (Traktorzapfwelle) als auch beim hydraulischen Antrieb (Bagger und weitere Maschinen).
Spezialist oder Generalist
Michel van Wees (Geschäftsführer der Prinoth GmbH) erklärte: „In den USA sind hydraulische Forstmulcher gang und gäbe: Dieser Trend schwappt langsam nach Europa herüber. Vor allem im Bereich Fünf- bis 15-Tonnen-Bagger ist eine steigende Nachfrage erkennbar.“ Dies seien dann vorrangig Forstmulcher, die auf Baustellen und an Wegrändern zum Einsatz kommen.
Dieter Grossenberger (Leitung Marketing, Vertrieb und Produktmanagement bei der PTH Products Maschinenbau GmbH) sieht vor allem einen Trend hin zumKombigerät. „Die Kunden möchten nicht zwei oder drei Geräte am Hof stehen haben, um damit die nötigen Forstarbeiten zu erledigen. Meistens sind solche Maschinen auch außerbetrieblich im Einsatz und die Besitzer wollen damit Umsatz machen. Wenn ich mit meiner Maschine und meinem Schlepper am Vormittag eine gerodete Waldfläche zur Einsaat einer Wildwiese vorbereiten und am Nachmittag mit derselben Maschine ohne viel Aufwand einen Forstweg fräsen und planieren kann, ist diese technische Eigenschaft nicht mehr zu übertreffen.“
Dagegen stellt Frédéric Fleury (Vertriebsleiter für Deutschland bei der D.Gutzwiller SAS) verstärkt eine Tendenz fest, dass der Kunde für jeden Einsatzbereich eine spezialisierte Maschine wünscht. Weder ein Mulcher noch eine Steinfräse könne die Arbeit einer Forstfräse erledigen und umgekehrt ebenso nicht. Das erklärte Ziel der Firma Gutzwiller sei die Entwicklung von professionellen Lösungen für anspruchsvolle Anwender und Einsätze.
Arnold Kemkemer (Director Sales-Marketing-Service bei der Energreen Germany) sieht eine zweigeteilte Entwicklung: Einerseits hin zukleineren, wendigen Einheiten und andererseits hin zu größeren Arbeitsbreiten. Ein Trend gehe auch hin zu Forstmulchern an selbstfahrenden Auslegern mit hohen Reichweiten. Hier sei die eigene ILF-Serie ein Anstoß für den Markt gewesen. Diese Maschinen „erfüllen den Wunsch der Anwender nach höherer Flächenleistung und Wirtschaftlichkeit, besonders in Verbindung mit mehr Arbeitskomfort und Sicherheit. Dies ist nur in Verbindung mit spezialisierten Selbstfahrern wie unseren neuen Athenas und Alphas erreichbar. Wir sehen ebenso feste Werkzeug mit schneidender Wirkung im Trend.“ Auch Umweltthemen würden weiter an Bedeutung gewinnen. Dies betreffe Schlagwörter wie Nachhaltigkeit und Effizienz einerseits, andererseits aber auch die Schonung von Fauna und Flora beim Einsatz.
Neue Maschinengeneration in der Pipeline
Mona Straßmann (Geschäftsleitung der Kamps Seppi M. Deutschland GmbH) geht abschließend nochmal ins Detail: „Die Erfahrung der letzten Jahre in Kombination mit vielen interessanten Gesprächen mit unseren Kunden zeigt, dass aus unserer Sicht der wesentliche Trend im Bereich der Forstmulcher und Frostfräsen in dem Ausbau des Kombisegments liegen wird. Diese Maschinen erfreuen sich auch aufgrund der hier vorherrschenden kleinteiligeren Flächenstrukturen und täglich wechselnden Einsatzfeldern großer Beliebtheit. Mit einer Maschine werden Forstmulcher, Forstfräse, Steinbrecher, Bodenstabilisierungsfräse und Baumstumpffräse abgebildet. Der Unternehmer erspart sich somit neben Anschaffungskosten auch Transportkosten und -zeiten sowie Unterhaltungskosten. Bis dato sind solche wahren Kombimaschinen mit Schaltgetriebe am Markt nur bis maximal 280 PS in größter Ausführung mit der Seppi M. Starsoil erhältlich. In die Zukunft blickend, freuen wir uns hierüber mit an erster Stelle bekanntzugeben, dass wir zeitnah unseren Kunden und der Fachwelt eine neue Maschinengeneration präsentieren können, womit der Bedarf nach solchen Kombigeräten für Trägergeräte bis 400 PS bedient werden kann. Neben der höheren PS-Klasse können weitere Neuheiten und Optimierungen erwartet werden. Die Schlagwörter Bedienung und Überwachung der Kombifräse über ISOBUS mit einer neuen Getriebeversion können einen kleinen Vorgeschmack geben.
Nichtsdestotrotz wird aus unserer Sicht auch das Segment der reinen Forstmulcher weiter Bestand haben, da Kunden und Unternehmer, die ausschließlich einen forstwirtschaftlichen Hintergrund haben, mit einem reinen Forstmulcher am effizientesten und kostengünstigsten arbeiten können. Die Gehäuse- und Rotordesigns dieser Maschinen sind auf die Holzzerkleinerung optimiert, wodurch die Arbeitsgeschwindigkeit erhöht und die Verschleißkosten reduziert sind. Insbesondere die Rotorwerkzeuge sind auf das Mulchen von Holz spezialisiert. Sie gewährleisten zudem eine bessere Zerkleinerungsleistung bei gleichzeitig geringeren Betriebskosten, da die Werkzeuge der Forstfräsen und Kombimaschinen durch die Fräs- und Steinbrecherfunktion weitaus mehr Hartmetallanteil aus Wolframcarbid bedürfen und damit in der Anschaffung preisintensiver sind. Dies gilt natürlich nicht nur für die Verschleißwerkzeuge im Austausch sondern auch für die Investitionssumme. Ein reiner Forstmulcher in der gleichen PS-Klasse wie eine Forstfräse/Kombimaschine ist um etwa 30 Prozent günstiger. Mit der Modellpflege der Starforst und dem neuen Mono-TIP-V-Lock-Rotor wurde im Bereich der Forstmulcher bereits ein Innovationsvorsprung erzielt, der aufgrund des Erfolgs auch auf die anderen Forstmulchermodelle ausgeweitet wurde.
Als weiterer Trend im Bereich des Forstmulchens können die Forstmulcher für den Baggeranbau betrachtet werden. Schwerzugängliche Stellen werden schon seit geraumer Zeit in Wegrand-, Böschungs- und Gewässerpflege mit Baggermulchköpfen bearbeitet. In jüngster Zeit ist dies auch zunehmend im Forst zu beobachten. Ursächlich sind hierfür insbesondere auch die Anforderungen aus der PEFC- und FSC-Zertifizierung, die ein flächiges Befahren weitestgehend untersagen. Die Flächen müssen zur Pflanzvorbereitung und Pflege aus der Rückegasse gemulcht werden.“