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BayWa Bilanz 2023: Realismus nach den fetten Jahren – Konzern aber im Kern gesund

Bisher verlief die digitale Bilanzpressekonferenz der BayWa AG in meist überschaubarem Rahmen: eine überschaubare Anzahl an Journalisten vernahm – zumindest die letzten Jahre – gute Nachrichten und Zahlen. Für die Veröffentlichung der Zahlen für das Geschäftsjahr 2023 war das ein bisschen anders.

BayWa AG: Zinsen, Steuern und unruhigere Märkte

Dank des – für den Münchner Konzern ungewöhnlichen und ungewöhnlich lauten – Machtkampfes an der Spitze des Handelsriesen und der damit verbundenen medialen Geräusche war die Gästliste diesesmal ein wenig länger. Sicher auch, weil der Vorstand um Marcus Pöllinger in einer Ad-hoc-Meldung vor kurzem angekündigt hatte, auf der Hauptversammlung kommenden Juni vorschlagen zu werden, die Dividenausschüttung an die Aktionäre auszusetzen.

In Stichpunkten lässt sich die Bilanz PK wie folgt zusammenfassen:

  • Die BayWa AG schließt das Geschäftsjahr 2023 mit einem operativen Ergebnis von 304,0 Mio. Euro knapp unter der Jahresprognose ab.
  • Der rasante Zinsanstieg belastet das Ergebnis über alle Geschäftsbereiche hinweg.
  • Nach Zinsen und Steuern ergibt sich ein Konzernjahresfehlbetrag von 93,4 Mio. Euro, nach einem Überschuss von 239,5 Mio. Euro im Vorjahr.
  • Mit der „Strategie 2030“ will CEO Marcus Pöllinger die Profitabilität im Konzern nachhaltig steigern und die BayWa 2024 wieder in die Gewinnzone führen.
BayWa: CEO Marcus Pöllinger erste Bilanz in Alleinverantwortung als CEO. Wobei klar ist, dass er auf viele Entwicklungen seines Vorgängers in nur einem Jahr noch nicht den prägenden EInfluss haben kann.
CEO Marcus Pöllinger – Copyright: BayWa AG/Enno Kapitza

Nach Jahren starken Wachstums haben sich auch für die BayWa AG im Jahr 2023 die gesamtwirtschaftlichen Rahmenbedingungen massiv verändert. Das spiegelt sich auch in der Bilanz für das abgelaufene Geschäftsjahr wider.

Pöllinger: „Profitabilität ist oberstes Ziel“

Der Konzernumsatz betrug im Geschäftsjahr 2023 23,9 Mrd. Euro (Vorjahr: 27,1 Mrd. Euro). Das operative Ergebnis vor Steuern und Zinsen (EBIT) lag mit 304,0 Mio. Euro (Vorjahr: 504,1 Mio. Euro) erwartbar hinter dem Ausnahmejahr 2022 zurück. Die Jahresprognose von 320 bis 370 Mio. Euro verfehlte der Konzern damit nur knapp. Im Vergleich zu 2021 und damit der Zeit vor Beginn des Krieges gegen die Ukraine konnte die BayWa das EBIT jedoch um 14 Prozent steigern.

Allerdings belastete der rasante Zinsanstieg alle Geschäftsbereiche und drückte auf das Ergebnis des international tätigen Portfoliounternehmens: Nach Abzug von Zinsen und Steuern schließt die BayWa das abgelaufene Geschäftsjahr mit einem Minus von 93,4 Mio. Euro und damit 332,9 Mio. Euro hinter dem Vorjahr ab.

2024 Jahr der Konsolidierung

„Wir nutzen das Jahr 2024 zur Konsolidierung. Dafür schauen wir uns aktuell jede unserer über 500 Beteiligungen an und definieren Wachstumsfelder, Optimierungsfelder sowie Geschäftsfelder, von denen sich die BayWa trennen will. Zukünftig muss jede Einheit für sich profitabel sein“, sagt Marcus Pöllinger, CEO der BayWa AG. „Mit der Umsetzung unserer ,Strategie 2030‘ werden wir die Profitabilität der BayWa erhöhen und unsere Kosten über alle Geschäftsbereiche und Verwaltungseinheiten hinweg reduzieren. So werden wir die Eigenkapitalquote mittelfristig in Richtung 20 Prozent führen und unsere Resilienz gegenüber Krisen weiter stärken. Das Ziel des Vorstands ist es, die BayWa 2024 wieder in den Gewinnkorridor zu führen.“

Bis Ende 2026 will das Unternehmen ein Ergebnis zwischen 470 und 520 Mio. Euro erreichen. Ursprünglich wollte die BayWa dieses Ziel im Jahr 2025 erreichen. Die BayWa setzt dabei auf die unverändert hohe Attraktivität der von ihr bedienten Märkte in den Zukunftsfeldern Ernährung und Energie. CEO Marcus Pöllinger: „Unsere großen Wachstumsfelder sind der internationale Getreide- und Spezialitätenhandel und die erneuerbaren Energien. Dort investieren wir nachhaltig. Optimierungsbedarf sehe ich in den Geschäftsfeldern Agrar und Bau. Diesen gehen wir entschlossen an.“

Segment Technik ein Zugpferd

Das Segment Technik, für das Marlen Wienert als Vorstand Technik verantwortlich zeichnet, konnte das Rekordergebnis des Vorjahres mit einem Umsatz von 2,2 Mrd. Euro (Vorjahr: 2,1 Mrd. Euro) und einem EBIT von 84,6 Mio. Euro (Vorjahr: 70,2 Mio. Euro) deutlich steigern. Der Absatz bei Neumaschinen nahm um 5 Prozent zu. Parallel dazu entwickelte sich auch das Wartungs- und Servicegeschäft sowie der Handel mit Ersatzteilen und Fachhandelsprodukten positiv.

Vorstandsmitglied Marlen Wienert – Copyright: BayWa AG/Enno Kapitza

Die BayWa rechnet damit, dass sich die positive Entwicklung im Neumaschinengeschäft im ersten Halbjahr 2024 fortsetzen wird: Der Auftragsbestand ist hoch. Um die Kapitalbindung und die entsprechende Zinslast im Alt- und Neumaschinenhandel zu reduzieren, wird die BayWa zugleich ihr Bestandsmanagement weiter optimieren.

Segment Bau: schwieriges Umfeld

Der Umsatz im Segment Bau lag 2023 bei 2,0 Mrd. Euro (Vorjahr: 2,3 Mrd. Euro). Das EBIT reduzierte sich auf 6,6 Mio. Euro (Vorjahr: 70,4 Mio. Euro). Vor allem in den Sortimenten Hochbau, Garten- und Landschaftsbau sowie Dach sank der Absatz. Damit hat die rasante Abschwächung der Konjunktur im Wohnungsbau das BayWa-Geschäft schneller getroffen als erwartet.
Um der Entwicklung entgegenzuwirken, hat die BayWa im abgelaufenen Geschäftsjahr umfassende Maßnahmen ergriffen. Durch die Optimierung von Prozessen, Steigerung der
Effizienz, Schließung von nicht nachhaltig wirtschaftlichen Standorten und Personalabbau hat das Unternehmen die Kosten gesenkt. Für den Markt selbst sieht die BayWa keine schnelle Trendumkehr, erwartet aber für das laufende Geschäftsjahr eine starke Ergebnisverbesserung im Segment Bau. Zudem wird das Unternehmen seine Strategie vom reinen Produkthändler zum Anbieter effizienter Komplettlösungen und Dienstleistungen fortsetzen. Im Fokus dabei stehen vor allem die Nachhaltigkeit im Bau und der Klimaschutz im Gebäudesektor.

Manche „Experten“ ziehen gerne den Aktienkurs als kurzfristigen Gradmesser für den Erfolg oder Misserfolg eines gesamten Vorstandes oder des CEO heran. Der Aktienkurs der BayWa Ag zeigt aber, dass das nur bedingt ein valides Kriterium ist. Wäre dem nämlich wirklich so, dann hätte Pöllingers Vorgänger Klaus Josef Lutz mit 22,60 Euro am 13. März 2020 den niedrigsten Aktienkurs innnerhalb der letzten fünf Jahre zu verantworten – danach setzte der Kurs zu einem „Höhenflug“ an.

Zudem setzte der Sinkflug der Aktie, der in den letzten Wochen mal mehr oder weniger laut massiv Pöllinger angelastet wurde, bereits am 25. November 2022 noch zu Klaus Josef Lutz Zeit als CEO ein; als es vom Höchsstand von 47,40 Euro bis zum 6. April 2023 (erster Handelstag an der Börse kurz nach Pöllingers Antritt als CEO) auf 38,00 Euro nach unten ging. (Quelle: Google)

Bis Ende 2026 will das Unternehmen ein Ergebnis zwischen 470 und 520 Mio. Euro erreichen. Ursprünglich wollte die BayWa dieses Ziel im Jahr 2025 erreichen. Die BayWa setzt dabei auf die unverändert hohe Attraktivität der von ihr bedienten Märkte in den Zukunftsfeldern Ernährung und Energie. CEO Marcus Pöllinger: „Unsere großen Wachstumsfelder sind der internationale Getreide- und Spezialitätenhandel und die erneuerbaren Energien. Dort investieren wir nachhaltig. Optimierungsbedarf sehe ich in den Geschäftsfeldern Agrar und Bau. Diesen gehen wir entschlossen an.“

Meinung:
Die Bilanz 2023 zeigt, dass auch eine BayWa sich nicht losgelöst vom Marktgeschehen bewegen kann. Zudem ist Geld nicht mehr so günstig wie noch vor Jahren. Der Weg, den die BayWa unter Marcus Pöllinger einschlägt, ist wohl unbequem aber notwendig. Mittelfristig führt an dem Kurs, die Profitabilität konzernweit zu sichern, kein Weg vorbei. Dass das nicht jedem gefällt, der sich an die wohligen Zeiten klammert, ist auch klar. Marcus Pöllinger ist nicht um seinen Job zu beneiden – zumal es aus dem weiteren äußeren Umfeld gerade in den letzten Monaten immer wieder Störfeuer gegeben hat und wohl auch geben wird. Aber auch die Initiatoren dieser Störfeuer können auf Dauer die Realität nicht komplett ausblenden. Denn ein „weiter so“ wie noch vor einem Jahr kann es nicht geben.

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