Europäische Baumaschinenindustrie trotzt Widrigkeiten
Der CECE veröffentlicht den Jahreswirtschaftsbericht der Baumaschinenindustrie. Darin geht eine stabile Marktleistung der Branche im Jahr 2022 trotz wirtschaftlicher und geopolitischer Unwägbarkeiten hervor. Der CECE-Geschäftsklimaindex nach der bauma sei wieder auf einem optimistischen Niveau.
„Im Jahr 2022 haben sich die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen im Vergleich zum Vorjahr völlig verändert. Vor diesem Hintergrund ist es bemerkenswert, dass es der Baumaschinenindustrie so gut geht, auch dank der vollen Auftragsbücher. Selbst wenn sich die Inflation wie vorhergesagt abschwächt, sind die Zinserhöhungen der EZB und die Schwierigkeiten in der Lieferkette noch nicht überwunden“, so Alexandre Marchetta, CECE-Präsident, in seiner Einleitung zur CECE-Market-Update-Konferenz am 2. März 2023. „Unsere Situation ist weit davon entfernt, normal zu sein, und wir müssen alle unsere Kräfte einsetzen, um die Hindernisse zu überwinden, die sich uns in den Weg stellen.“
Rückblick 2022
Die Widerstandsfähigkeit der Baumaschinenindustrie sei nach wie vor bemerkenswert. Sie stütze sich auf eine stabile Geschäftslage in den meisten Abnehmerbranchen, sei aber dennoch von einer kritischen Mischung aus Inflation, anhaltenden Störungen in der Lieferkette und Sorgen über die Weltwirtschaft beeinflusst. Dies spiegele sich in der Stimmung in der Branche wider: Der CECE-Geschäftsklimaindex ging im Laufe des Jahres aufgrund der wirtschaftlichen Auswirkungen des Krieges in der Ukraine leicht zurück, erholte sich aber im November nach der bauma.
Stabiler Absatz
2022 lag der Absatz in Europa praktisch auf dem Niveau des Vorjahres und ging nur minimal um 0,6 Prozent zurück. Dies zeigt die robuste Nachfragesituation in Europa: Ohne die anhaltenden Lieferkettenprobleme hätte der Markt ein weiteres Wachstumsjahr erlebt. Berücksichtigt man die wirtschaftlichen Auswirkungen der russischen Aggression gegen die Ukraine, sieht das Bild des europäischen Marktes sogar noch positiver aus, wie es in der entsprechenden Pressemitteilung heißt. Die Verkäufe in Europa ohne Russland – wo der Markt infolge der westlichen Sanktionen um 37 Prozent zurückging – stiegen im vergangenen Jahr um fast drei Prozent.
Verschiedene Segmente
Auch die Teilsegmente des Maschinenbaus entwickelten sich recht homogen mit nur geringfügigen Schwankungen: Straßenbaumaschinen verzeichneten einen minimalen Absatzanstieg von einem Prozent, während der Absatz mit Turmdrehkranen stagnierte und Beton- sowie Erdbewegungsmaschinen leichte Rückgänge von einem Prozent beziehungsweise zwei Prozent verbuchten. Leichte und kompakte Maschinen schnitten mit minus 0,5 Prozent etwas besser ab als das Segment der Großmaschinen mit minus zwei Prozent.
Regionale Unterschiede spielten in diesem Jahr keine entscheidende Rolle, da die meisten großen Marktregionen nur sehr geringe Wachstumsraten oder Rückgänge verzeichneten. Eine bemerkenswerte Ausnahme bildete Südeuropa mit einem Absatzwachstum von zwölf Prozent. Die Türkei und Russland waren die positiven und negativen Ausreißer mit fast 40 Prozent Wachstum, beziehungsweise Rückgang.
Ausblick 2023
Noch immer berichten 60 Prozent der europäischen Hersteller von einem Auftragsbestand für mehr als vier Monate. Somit ist zumindest die erste Hälfte des Jahres 2023 „sicher“, was die Kapazitätsauslastung und das Absatzszenario angehen, wie aus der Meldung hervorgeht. Für die zweite Jahreshälfte belasten voraussichtlich höhere Zinsen, die zur Senkung der Inflation in Europa eingesetzt werden, die Aussichten für den Hochbau – insbesondere den Wohnungsbau – obwohl im Frühjahr mit einer Rückkehr des Wachstums in Europa gerechnet wird, da die Inflation allmählich ihren Griff auf die Wirtschaft lockert. Auch der Garten- und Landschaftsbau dürfte nach vielen Boomjahren eine schwächere Nachfrage erleben. Der Tiefbau hingegen wird wahrscheinlich noch von den öffentlichen Investitionsprogrammen in vielen europäischen Märkten profitieren. Aufgrund der insgesamt verhaltenen Nachfrage wird die Wirtschaftstätigkeit jedoch gedämpft sein und das BIP-Wachstum im Jahr 2023 sowohl in der EU als auch im Euroraum voraussichtlich 0,3 Prozent erreichen, heißt es abschließend.
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