Die Regenmacher
Für den Landtechnikfachhandel kann es sich durchaus lohnen, Beregnungstechnik anzubieten. AGRARTECHNIK hat sich zu diesem Schwerpunkt mit Herstellern und Handel unterhalten.
Aufgrund zunehmend lang anhaltender Trockenheitsphasen sind viele Feldkulturen auf künstliche Beregnung angewiesen. Die dafür eingesetzte Technik im Programm anzubieten, kann in besonders betroffenen Regionen für so manchen Landtechnikhändler lukrativ sein.
Extreme Wetterkapriolen und vor allem lange regenfreie Perioden werden zur großen Bedrohung für so manche Ernte. Die Lösung dafür kann ein intelligentes Beregnungsmanagement sein. Das Motto „viel hilft viel“ ist dabei längst überholt und stellt auch nicht die gute fachliche Praxis dar. Vielmehr ist wassersparendes und präzises Ausbringen bis in den letzten Winkel und in nahezu jedem Gelände die Lösung. Automatisierung, Monitoring, Einsatzplanung, Steuerung und Dokumentation sind deshalb ein „Muss“ – gerade für Betriebe mit mehreren Beregnungsmaschinen. Intelligente Steuerungen via Apps übernehmen heute schon einen Großteil des Beregnungsmanagements. AGRARTECHNIK hat sich in diesem Markt genauer umgesehen und beleuchtet dabei die Herausforderungen und Chancen für den Handel.
Tendenz steigend
Viele der befragten Hersteller berichten zusammenhängend mit den tendenziell angespannten Witterungsbedingungen von einer spürbar erhöhten Nachfrage nach Beregnungstechnik. Dabei werden auch Kulturen wie Sommergerste und Mais zunehmend bewässert – Gegebenheiten, die neue Märkte in weiteren Regionen eröffnen.
Franz Peter Roll (Marketing and Sales Director Western Europe, Africa, America, Röhren- und Pumpenwerk Bauer Gesellschaft m.b.H.) erläutert: „Die sehr ausgeprägten Trockenphasen der letzten Jahre spiegeln sich auch im Marktbedarf wieder. Wir spüren eine wesentlich höhere Nachfrage und ein wachsendes Bewusstsein unserer Kunden für das Themenfeld der Beregnungstechnik. Wurde die Beregnungsmaschine in der Vergangenheit oft nur für die Überbrückung einer kurzen Trockenperiode – und damit für die Sicherung des Ertrags und der Qualität von verschiedenen Feldfrüchten gekauft – so ist sie heute in vielen Gebieten überlebensnotwendig, beziehungsweise dafür verantwortlich, dass überhaupt etwas wächst. Die aktuelle Nachfrage nach Beregnungsmaschinen ist momentan in unserem Fall noch immer höher, als wir es auch mit massiv erhöhten Produktionskapazitäten abarbeiten können. Die normalerweise gut bestückten Lager unserer Händler neigen sich dem Ende entgegen und es gibt kaum noch Produktionslücken, die kurzfristig zur Verfügung stehen. Wir gehen davon aus, dass sich dieser Trend aufgrund der angespannten Wettersituation auch im nächsten Jahr entsprechend fortsetzt. Grundsätzlich steigt der Bedarf an moderner Beregnungstechnik weltweit, eben um eine entsprechende Versorgungssicherheit zu haben. Es gibt auch speziell in Deutschland mittlerweile kaum noch eine Region, in der keine Beregnung zum Einsatz kommt. Feldgemüse, Kartoffeln und Rüben sind sicher die Hauptkulturen die beregnet werden. Allerdings muss auch immer häufiger bei Braugerste oder Mais mit einer Zusatzberegnung ein entsprechender Ertrag beziehungsweise eine entsprechende Qualität gesichert werden. Weltweit gesehen werden in manchen Regionen auch Grünland und Futterpflanzen beregnet.“
Moritz Beinlich von der Beinlich Agrarpumpen und -maschinen GmbH: „Einhergehend mit zwei aufeinanderfolgenden Dürreperioden in 2018 und 2019 steigt einerseits der kurzfristige Wasserbedarf im Sommer rapide an. Andererseits führten zu geringe Niederschläge im Winter von 2017 auf 2018 dazu, dass die Wasserspeicher im Boden nicht vollständig gefüllt wurden. Diese Kombination aus Extremwetterlagen, Dürreperioden und einer steigenden durchschnittlichen Temperatur erhöht künftig das Risiko von akutem Wassermangel. Daher sehen wir in der Beregnungstechnik eine langfristige Steigerung der Nachfrage. Unsere Absatzmärkte variieren sowohl national als auch international. Wir versuchen stets auf die individuellen Kundenbedürfnisse einzugehen. Entsprechend bedarf ein 30 Hektar großer Schlag, wie etwa in Sachsen-Anhalt, beispielsweise einem 1.000 Meter PE-Rohr und großen Regnerdüsen. Währenddessen greifen Landwirte beim Gemüse-, Zwiebel- oder Kartoffelanbau neben der Regnerkanone vermehrt auf den effizienteren Düsenwagen zur gezielten Wassergabe zurück. Um die optimale Beregnungstechnik auszuwählen, ist zunächst der Standort auf Wasserverfügbarkeit-und druck, Schlaggröße, klimatische Bedingungen und die Pflanzenart zu inspizieren. Daraus leiten wir für unsere Kunden dann eine passende Lösung ab.“
„Jedem Landwirt passende Lösungen bieten“
Die Eggers Landmaschinen GmbH & Co. KG aus dem niedersächsischen Suhlendorf (Landkreis Uelzen) vertreibt Beregnungstechnik der Herstellers Beinlich Agrarpumpen und -maschinen GmbH. Wir haben uns mit dem Geschäftsführer Philip Eggers über dieses Technikfeld unterhalten.
Herr Eggers, die Trockenphasen werden ja zunehmend häufiger. Wie hat sich der Markt von Beregnungstechnik in Deutschland entwickelt?
Philip Eggers: In unserer Region, der Lüneburger Heide, spielt die Beregnungstechnik seit jeher eine wichtige Rolle. Sandige Böden und ein intensiver Anbau von Hackfrüchten und Sonderkulturen erfordern eine konstante Bewässerung. Durch die zunehmenden Trockenphasen hat die Nachfrage nach moderner Beregnungstechnik in den letzten zwei Jahren nochmals zugenommen. Landwirte haben nicht nur ihre Technik modernisiert, sondern auch in zusätzliche Schlagkraft investiert. Dieser Trend wird sich wohl auch in Zukunft fortsetzen. Hierbei wird das Thema der intelligenten, effizienten Bewässerung weiter in den Fokus rücken, sei es durch Düsenwagen beziehungsweise durch unterstützende Software bei der Planung.
Wie wichtig ist es, Ihrer Meinung nach, für den Landmaschinenfachhandel, Beregnungstechnik im Sortiment zu führen?
Hier kann ich in erster Linie natürlich nur für unsere Region sprechen, auch wenn ich bereits Anfragen von anderen Händlerkollegen bekommen habe, die bisher noch keine Beregnungstechnik in ihrem Programm haben. Sollte sich der Klimawandel weiterhin in dieser Geschwindigkeit verschärfen, wird die effiziente Beregnung deutschlandweit zunehmen, wenn auch regional unterschiedlich. Um den Landwirten passende Lösungen anbieten zu können, sollte der Fachhandel auch bei diesem Thema Kompetenzen aufbauen. Dies gilt nicht nur im Verkauf, sondern auch im Service.
Welche Rolle spielt das Thema „Funkbasierte Bewässerungssteuerung“?
Der Trend zur Digitalisierung setzt sich auch bei der Beregnung fort. Die Beregnungszeit ist für Landwirte sehr stressig und arbeitsintensiv. Daher ist jede Form der Arbeitserleichterung willkommen. Wichtig für alle digitalen Weiterentwicklungen ist jedoch, dass sie bezahlbar bleibt und vor allem zuverlässig funktioniert. Das gilt auch aus Sicht der Fachbetriebe.
Den ausführlichen Trendbericht finden Sie in der Juni-Ausgabe der Fachzeitschrift AGRARTECHNIK auf den Seiten 46 bis 49.