Die Restrukturierung der BayWa geht weiter - Copyright: BayWa

Sanierungsgutachten: BayWa AG selbst nennt ersten Entwurf jetzt „positiv“

Der erste Entwurf des Sanierungsgutachtes ist da. Das hat die BayWa AG erst sehr spät in der Nacht in einer pflichtgemäßen Ad-Hoc-Mitteilung bekanntgegeben.

BayWa AG: Erster Entwurf des Sanierungsgutachtens ist da
BayWa

Hier die BayWa-Meldung im Wortlaut (also: Was wir offiziell wissen)

„BayWa AG: Erster Entwurf des Sanierungsgutachten fällt positiv aus

24.09.2024 / 00:39 CET/CEST
Das von der BayWa AG im Juli 2024 beauftragte Sanierungsgutachten kommt in einem ersten Entwurf zu dem Ergebnis, dass die BayWa AG unter bestimmten Voraussetzungen saniert und mittelfristig ihre operative Wettbewerbs- und Renditefähigkeit wieder hergestellt werden kann.

Wesentliche Grundlage dafür ist nach Einschätzung des Entwurfs des Gutachtens, dass die BayWa-Gruppe mit stabilem Ausblick operiert und in den wesentlichen Geschäftsbereichen eine führende Position hat.

Voraussetzung für die Sanierung ist nach dem ersten Gutachtenentwurf eine Restrukturierung über einen mehrjährigen Zeitraum.

Als wesentliche Restrukturierungsmaßnahmen geht der Entwurf des Gutachtens unter anderem von zahlreichen operativen Einsparmaßnahmen aus und sieht darüber hinaus Veräußerungen von einzelnen Geschäftsbereichen vor.

Die Verhandlungen mit den Finanzierungspartnern und wesentlichen Stakeholdern über das Sanierungskonzept sowie die Neuordnung der Finanzierung verlaufen weiterhin konstruktiv. Der Vorstand geht davon aus, dass sie erfolgreich abgeschlossen werden können.“

Kommentar: Was wir nicht wissen – und deshalb spekulieren.

Der Elefant im Raum hat nun einen Namen: die ZITTERPARTIE geht weiter – denn: Es ist eine ZITTERPARTIE. Denn eigentlich besagt diese Ad-Hoc-Meldung nur, dass der erste Entwurf des Sanierungsgutachtens vorliegt. Dieser zeigt Chancen auf, die unter diversen Vorzeichen/Eventualitäten ein Überleben des Handelskonzerns möglich scheinen lassen. Jetzt wird dieser intern diskutiert.

BayWa-Gutachten: viele offene Fragen

Viele Fragen bleiben vorerst unbeantwortet.

Etwa:

  • Wie lange reicht die rund halbe Milliarde Euro um die BayWa liquide zu halten. In vielen Meldungen zu dieser Finanzspritze fiel in Nebensätzen oft die Zeitmarke „… bis Ende September…“
  • Wenn das „nur“ der erste Entwurf sein soll, wie sieht dann ein zweiter, dritter und vierter Entwurf aus und wann kommen diese dann?
  • Was bedeutet das für den Landtechnikfachhandel insgesamt?
  • Was bedeutet das für die Landtechniksparte der Münchner? Immerhin hat dieser Bereich positiv zum Unternehmensergebnis 2023 beigetragen?
    Das Segment Technik konnte einen Umsatz von 2,2 Mrd. Euro (Vorjahr: 2,1 Mrd. Euro) und ein EBIT von 84,6 Mio. Euro (Vorjahr: 70,2 Mio. Euro) erwirtschaften – mit einer Umsatzrendite von rund 3,84 Prozent ist das für ein Handelsunternehmen wirklich nicht schlecht. Für sich genommen sind das sehr gute und solide Zahlen. Innerhalb eines Konzernumsatzes im Geschäftsjahr 2023 in Höhe von 23,9 Mrd. Euro (Vorjahr: 27,1 Mrd. Euro) aber „nur“ „nette Mitnahme“.
  • Was bedeutet das für Teile oder den gesamten Vorstand der BayWa AG – denn man könnte schon auf die Idee kommen, dass der neu eingesetzte CRO (Chief Restructuring Officer) das eigentliche Sagen in zentralen, strategischen und operativen Fragen hat – auch wenn er nominell an den Vorstand berichtet?
  • Was sind konkret die im Gutachten-Entwurf genannten „… bestimmten Voraussetzungen…“ unter denen die BayWa AG saniert und wieder wettbewerbs- und renditefähig werden kann?
  • Was bedeutet das für die einzelnen Standorte der BayWa und die Menschen, die in den Standorten einen sicher nicht schlechten Job machen?
  • Was bedeutet das für die Landtechnik-Lieferanten der BayWa? Laut Marcus Pöllinger (Vorstandsvorsitzender) auf der Hauptversammlung im Juni nehme die BayWa beispielsweise rund 35 Prozent der deutschen Fendt-Produktion ab. Andere Lieferanten dürften sicher auch recht viel über die Münchner als Vertriebspartner absetzen.
    Wie werden diese mit der aktuellen und zukünftigen Situation umgehen?
  • Was bedeutet das für die Landwirte und deren Vertrauen in die BayWa als Geschäftspartner. Was jetzt passiert hat sicher auch Auswirkungen auf mögliche zukünftige Handelskonstrukte – mit oder ohne BayWa-Label – und ob und wie die Landwirte als Kunden dann all dem ihr Vertrauen schenken.
Hat Michael Baur als CRO (Chief Restructering Officer) das eigentliche Sagen bei der BayWa in zentralen strategischen und operativen Fragen - auch wenn nominell an den Vorstand berichtet?
Michael Baur ist seit kurzem CRO (Chief Restructuring Officer) beim Münchner Agrarhandelskonzern.

Treppenwitz

Was für mich ganz am Rande fast schon wie ein Treppenwitz anmutet (ACHTUNG SPEKULATION und ganz klar Meinung): Nicht dementierten Gerüchten zufolge soll nach Medienberichten die Roland Berger Unternehmensberatung das Sanierungsgutachten erstellt haben.

Der Witz: Die gleiche Unternehmensberatung wurde 2008 mit einer Analyse beauftragt, die den Expansionskurs seinerzeit inhaltlich unterfüttert – wenn nicht gar zementiert – haben soll. Wem käme da nicht das Bild vom Bock und Gärtner in den Sinn? Wäre fast lustig, wenn es nicht so traurig wäre.

Hoffen wir das Beste, lieber Leser. (5 Euro für das Phrasen-Schwein – aber die Phrase musste einfach sein)

Die aktuelle Ad-Hoc-Mitteilung zum Sanierungsgutachten finden Sie hier.

Die Quelle zur Analyse von 2008 finden Sie hier.

Weitere AGRARTECHNIK-News zur BayWa finden Sie hier.

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